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Coffee Table Mags

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Say hello to Thorsten.

PHOTOGRAPHER | WRITER AFT
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Read the Interview

Seit April 2014 gibt es den Onlineshop und Shop in Shop Coffee Table Mags. Thorsten Keller, Magazinliebhaber, bringt eine delikate Auswahl an Independent Magazinen zusammen. Er offenbart sie den Suchenden, die bei ihm online fündig werden und denen, die bisher noch nicht in den Genuss gekommen sind, unwissend, aber neugierig, bei den Public Coffee Roasters vor Ort. Wir haben ihn auf einen Kaffee getroffen und darüber gesprochen, wie es um seine Liebe zu Magazinen und den Weg in die Selbständigkeit steht.

A Friends Tale: Wie kamst du zu dieser besonderen Leidenschaft für Magazine?

Thorsten Keller: Wenn ich so darüber nachdenke, dann hat alles seinen Ursprung in der Gründung meiner ersten Schülerzeitung damals in der Orientierungsstufe. In Niedersachsen gibt es in der sechsten Klasse eine Orientierungsstufe. Und mein Projekt war es, ein Umweltmagazin zu entwerfen. Ganz schlimm, mit dem Nadeldrucker ausgedruckt. Ich kann mich auch noch genau an das Geräusch des Nadeldruckers erinnern. In der elften Klasse am Gymnasium habe ich meine zweite Schülerzeitung gegründet “Was weiß ich”. Die war recht politisch und unsere Redaktion bestand aus drei Geschwisterpaaren. Mein älterer Bruder und ich, ein guter Freund von mir mit seiner Schwester und noch ein Geschwisterpaar. Ein Familienbetrieb. Es gab zwar fünf Schülerzeitungen an unserer Schule, aber mit unserer Zeitung sind wir sehr erfolgreich gewesen, so dass wir nach einem Jahr einen Preis für die beste Schülerzeitung in Niedersachsen und Bremen vom deutschen Journalistenverband bekommen haben. Daraufhin war bei uns der Wunsch noch stärker, uns weiterzuentwickeln. Eine erste konzeptionelle Maßnahme war es, den allgemeinen, für alle Jugendlichen interessanten, Teil vom schulischen zu trennen. Den schulischen Teil haben wir als Zeitungsformat in DIN A3 gefaltet ins Magazin mit reingelegt und ihn “Gegenwind”genannt. Die Idee dahinter war, dass es ein norddeutsches Jugendmagazin geben sollte, bei dem jede Schule ihren schulrelevanten Part als Einleger selbst gestaltet und unsere Redaktion den Mantelteil übernimmt. Damit haben wir dann eine lobende Erwähnung beim Spiegel Schülerzeitungswettbewerb in der Kategorie Heftinhalt bekommen. Als wir allerdings mit der Schule fertig waren, wurde die Zeitung nicht weitergeführt. Eine Ausgabe gab es nach uns noch. Die landete irgendwann in dem Briefkasten meiner Eltern. Ich hatte Tränen in den Augen, so schrecklich war diese Ausgabe, sowohl gestalterisch als auch inhaltlich. Man hätte sie einfach würdevoll begraben sollen.

Und wie ging es danach weiter?

— Ich bin nach Hamburg gezogen und habe versucht mit meinem Freund Markus Flohr ein neues Magazin ins Leben zu rufen. Er war im Studium, ich in der Ausbildung zum Mediengestalter. Jeder von uns hat ein paar Interessierte angeschleppt, so dass wir am Ende fast zwanzig Leute waren, die sich einmal die Woche bei ihm getroffen haben. Da Marcus mittlerweile für die TAZ und andere Magazine gearbeitet hatte, kannte er schon ein paar Leute. Das machte es uns einfacher, Gäste einzuladen, wie den Entwicklungsredakteur von Gruner und Jahr oder den Gründer des Magazins mare, die uns dann bei den Treffen Tipps gegeben haben, was man bei der Entwicklung eines Magazins alles beachten muss. Und es lief alles richtig gut bis wir zum Thema Finanzen kamen. An dem Punkt sind wir leider gescheitert und die Redaktion zerbrochen. Der Traum war aus.

Was geblieben ist, ist die Faszination für Magazine. Deswegen glaube ich, dass mein Magazinshop eine Art Ersatzhandlung ist. Ich konnte selbst den Traum eines eigenen Magazins nie verwirklichen und ich bringe kein eigenes raus, aber dafür unterstütze ich die Leute, die selbst ein Magazin herausbringen, weil ich das grandios finde.

Wie funktioniert dein Shop?

— Ich kaufe die Magazine erstmal in kleinen Mengen ein und hoffe, dass ich sie verkaufen kann. Ansonsten bleibe ich darauf sitzen und sie gehören mir und füllen meine Regale zu Hause. In der Regel ist es meist auch so, dass ich immer eins von den Magazinen, wenn ich sie dann in einer Auflage von zehn Stück kaufe, behalte. Ich bin abhängig von der Droge, die ich verkaufe. Es gibt so viele phantastische Magazine, dass ich dieses Café hier (Stockholm Espresso Club) komplett mit Magazinen füllen könnte.

Das Zelebrieren deiner Leidenschaft zu Magazinen kann man gut anhand deines Instagram-Profils sehen.

— Ja. Mir bereitet es immer Freude diese Magazine zu lesen. Eine Tasse Kaffee, ein Magazin – das ist für mich einer der entspannendsten Momente am Tag.

Du liest auch jedes einzelne Magazin?

— Den Anspruch habe ich, aber ich schaffe es nicht immer. Vor allem seit ich den Laden habe. Es sind ja nicht nur die Magazine, die ich im Shop habe, sondern auch die, bei denen ich überlege sie mit in das Sortiment aufzunehmen.

Bei dir stapeln sich zu Hause also die Magazine?

— Ja. Noch ist Platz im Billy Regal. Aber ich kann sie auch nicht weggeben. Da bin ich einfach ein leidenschaftlicher Sammler. So wie es die Sammlung Gundlach gibt, gibt es vielleicht ja auch irgendwann die Sammlung Keller mit Magazinen aller Couleur und verschiedener Jahrgänge. Magazine spiegeln für mich perfekt den Zeitgeist wieder. Bestes Beispiel ist die Jugendzeitschrift Twen. Ich gebe immer mal wieder gerne 30 Euro für eine alte Ausgabe aus. Sie ist nicht nur gut gestaltet, sondern zeigt auch sehr gut, wie die Leute zu gegebener Zeit getickt haben.

Wenn ich erstmal ein paar Ausgaben eines Magazins habe und es lieb gewonnen habe, dann muss ich auch alle weiteren Ausgaben haben. Da werde ich zum Sammler.

Welches ist dein Lieblingsmagazin?

— Schwierig. Kinfolk ist tatsächlich immer noch eines meiner Lieblingsmagazine. Auch wenn es einfach nur ein Feel Good Magazin ist. Und es hat mich mit dem Redesign wirklich überrascht. Sie setzen mehr auf Inhalt und sind nicht mehr ganz so oberflächlich. Oder eines der neueren Magazine, das Lagom oder Open House Magazine. Oder The Great Discontent. Inhaltlich und gestalterisch sehr gut gemacht und sie haben ein gutes Gespür für Typografie. Typografie ist generell ein wichtiges, aber unterschätztes Thema bei den Magazinen. Da hat man dann ein tolles Cover, schlägt es auf und denkt, wer will das denn lesen.

Fällt es dir schwer die passenden Magazine für deinen Shop auszuwählen?

— Extrem schwer. Tendenziell werden es schnell zu viele. Ich muss mich dann selbst bremsen und mir sagen, du bist ein ganz kleiner Shop, wachse langsam. Aber es gibt immer wieder Magazine, die ich unbedingt haben muss, so wie das Kaffeemagazin aus New York, Drift. Das Konzept ist, dass pro Ausgabe eine Stadt zum Thema Kaffee porträtiert wird.

Wie kam es überhaupt zu der Idee eines Magazinshops?

— Ich bin da etwas reingestolpert. Die Idee zu einem Magazinladen gab es zwar schon länger, aber ich hatte erst überlegt, es ähnlich zu machen wie Do You Read Me in Berlin. Dabei hatte ich allerdings die Sorge, ich könnte bankrott gehen, privatinsolvent oder was auch immer. Der zweite Gedanke war, dass ich meine beiden Leidenschaften, Kaffee und Magazine verbinde und einen Ort kreiere, an dem beides seinen Platz findet. Aber selbst diese Idee wäre mit einigen finanziellen Risiken verbunden gewesen. Über meine Ideen hatte ich unter anderem auch mit Veljko Tatalovic von den Public Coffee Roasters (mittlerweile bei Playground Coffee) gesprochen, der die Idee toll fand und meinte, dass sie bald ihren Laden eröffnen und ich meine Magazine dort ausstellen könnte. Das war zwei Monate vor der Eröffnung. Aus dem Stehgreif habe ich angefangen Magazine zu bestellen, mir Gedanken gemacht über einen Namen, ein Logo designt, und in der Nacht vor der Eröffnung meinen Onlineshop fertiggestellt.

Und genau das ist es, was ich machen möchte. Dort anknüpfen, wo das Konzept eines Cafés endet. Denn meistens sieht es so aus, das man in ein Café kommt, denkt “toller Laden, bester Kaffee, leckeres Essen” und dann liegt da die Gala. Diese Lücke möchte ich schließen.

Kaffee ist deine zweite Leidenschaft. Suchst du die kommenden Cafes und Standorte deiner Magazine nach der Qualität des Kaffees aus?

— Ja, im Idealfall.

Kannst du von deinem Magazinverkauf leben?

— Noch nicht. Erst seit April letzten Jahres gibt es meinen Onlineshop und die Möglichkeit vor Ort bei den Public Coffee Roasters Magazine bei mir zu bestellen. Leider bin ich noch nicht an dem Punkt, dass ich damit Geld verdiene. Ich verdiene momentan mein Geld hauptsächlich mit meiner Freiberuflichkeit als Designer und Reinzeichner und finanziere damit mein Projekt Coffee Table Mags.

Macht dich dein Projekt neben dem eigentlichen Job zufriedener?

— Ein Freund meinte zu mir, er kann gut nachvollziehen, warum ich das mache, da das Arbeiten viel mehr Spass macht, wenn man darin nicht die totale Erfüllung sehen muss und nebenbei sein Herzensprojekt hat. Und so ist es bei mir auch. Es kann zwar stressig sein, der Job als Designer und dann das Projekt nebenbei, aber trotzdem ist es positiver Stress, weil es Spass macht und die Resonanz der Leute da ist.

Und was kommt jetzt?

— Ich würde gerne einmal im Jahr ein Magazinmatinee veranstalten. Aus der ganzen Fülle an Magazinen möchte ich einen Nachmittag  oder Abend schaffen, an dem es guten Kaffee, leckeren Kuchen, und tolle Magazine gibt, und man die Zeit hat in Ruhe sich den Magazinen hinzugeben.

Zeit zum Müßiggang?

— Ja. Gerade in der digitalen Welt wird alles schneller, transparenter, unübersichtlicher und man sehnt sich zurück zu den Wurzeln. Alle bewegen sich digital. Und dann gibt es da die Printmagazine zum Anfassen und zum Genießen.

COFFEE TABLE MAGS  findet ihr hier:
Public Coffee Roasters
Wexstraße 28
20355 Hamburg